| Chronik Der Schützengesellschaft Alt Harthof e.V.
Zweimal während eines halben Jahrhunderts standen die Münchner Schützen vor einem Scherbenhaufen. Wie nach dem 1.Weltkrieg, so dachte sie auch nach 1945, ,,Alles zu Ende, alles vorbei!“ Eine Zeit brach herein, wo alles, was nur an Schießen erinnerte, verpönt war. Selbst die passioniertesten Schützen vermochten nicht daran zudenken, jemals ihre geliebten Stutzen wieder anlegen zu können. Doch wie in sovielen menschlichen Bereichen wuchs auch hier aus den Trümmern fast begrabener Hoffnung neues Leben.
Grausame Kriegserinnerungen, die seelische und finanzielle Not begann langsam zu verblassen. Da und dort regten sich die alten Schützen wieder. Es tauchten Erinnerungsstücke, die alten Fahnen, Pokale und Symbole auf, die über den Krieg und die nachfolgende Besatzungszeit hinüber gerettet wurden.
Diese und andere Gedanken und Erzählungen, wie das frühere Schützenleben war, bildeten das Gesprächsthema an einem Tag nach Fasching 1952 beim Stammtisch in der Schleißheimer Alm.
Besonders der brillante Erzähler, Hans Kiesmüller schilderte in den lebhaftesten Farben die eigenen Erfahrungen. Er wusste auch zu berichten, dass im Bereich des Harthofes das Schützenwesen niemals richtig gepflegt worden war. Nur eine Handvoll wilder Schützen, ohne feste Bindung und ohne Versicherungen haben ihre Leidenschaft befriedigt. Mit diesen letzten Worten wurde ein Signal gesetzt. Die interessierten Zuhörer hatten ein offenes Ohr und baten Hans Kiesmüller, er möge doch einmal untersuchen, ob die Gründung eines Schützenvereins eine reelle Chance habe. Trotz großer Bedenken – war doch bekannt, dass einige alte Hartler dieser Idee absolut entgegenstanden – machte sich Hans Kiesmüller an die Arbeit. Er forderte den Stammtisch auf, an alle Bekannten der näheren Umgebung das Vorhaben heranzutragen.
Nachdem die Idee zur Tat herangereift war, zeigte man sich einig, an einem Samstag im März 1952 eine Gründungsversammlung zu starten. Dieser Samstag, an dem nicht nur Interessierte, sondern auch strikte Gegner in der Schleißheimer Alm waren, sollte nichts Gutes verheißen. Schon bald, nachdem Hans Kiesmüller das Wort ergriff, kam es zu tumultartigen Szenen. Die Interessenten, in der Minderzahl, wurden von den Gegnern nieder geschrien. Die Gründungsversammlung war also geplatzt. Resignierend und betrübt gingen die Freunde auseinander.
Aber der Funke hatte nun doch einmal gezündet. Immer wieder wurde das Thema angeschnitten und mit dem unerschütterlichen Antrieb, insbesondere durch Albert Brandhuber und anderer angesehenen Hartler, wollte man es noch einmal versuchen.
Man fing es diesmal schlauer an und lud nur wirklich Interessierte zu einer erneuten Gründungsversammlung am 16. Mai. 1952 in die Schleißheimer Alm ein.
16 Männer waren zusammen gekommen, denen es um eine ernste Sache ging. Sie waren sich bald einig und ein Vereinsname war rasch gefunden: Schützengesellschaft ,,Alt-Harthof “ Durch einen neu gebildeten Wahlausschuss geleitet, erbrachte die Wahl durch Handzeichen folgendes Ergebnis:
1. Schützenmeister: HansKiesmüller sen. 2. Schützenmeister: Johann Kiesmüller 1. Schriftführer: Albert Huber 1. Kassierer: Albert Brandhuber Zeugwart: HansRiedl Revisoren: Josef Häusel und Hans Held
Anwesend waren die Gründungsmitglieder: Heinrich Neumann, Albert Brandhuber, Hans Held, Johann Kiesmüller, Josef Häusel, Hans Riedl, Hans Kiesmüller sen., Adolf Leupoldsberger, Karl Niemeier, Hans Reischl, Reinhold Groß, Leonhart Hermann, Heinrich Schevzik, Rudolf Müller, Johann Kornberger und Albert Huber.
Hans Kiesmüller sen. übernahm als gewählter 1. Schützenmeister die weitere Versammlungsführung. Er sprach von Gemeinsinn, Schützenbrüderlichkeit, Ausdauer, Arbeit und Verpflichtungen. Eine Spendensammlung zusammen mit den Aufnahmebeiträgen erbrachte eine für die damaligen Verhältnisse erklägliche Summe von 364,- DM als Startkapital.
Die nun folgende Zeit war ausgefüllt mit Arbeit zur Vorbereitung des Gründungsschießens. Dieses erfolgte am 19.Juli.1952. Mit inzwischen 26 eingetragenen Mitgliedern und 27 geladenen Interessenten wurde die erste Veranstaltung ein voller Erfolg, insofern dass bald darauf die Schützengesellschaft auf 43 Mitglieder anwuchs.
Es wurde später festgelegt, dass die beim Gründungsschießen anwesenden Mitglieder als Gründungsmitglieder der Schützengesellschaft ,,Alt-Harthof“ gelten.
Zwei Doppelzugstände mit elektrischer Resultatangabe – von Hans Kiesmüller sen. in Heimarbeit gefertigt– und zwei Walther-Stutzen waren die Anfangsausstattung. Eines dieser Gewehre wurde als großzügige Spende von der Spatenbrauerei München überreicht. Das Vereinsleben festigte sich zusehends und die Geselligkeit fand ihren besonderen Ausdruck im Katreintanz, Weihnachtsschießen und Schützenball.
Durch zahlreiche Besuche und Gegenbesuche hatte die junge Schützengesellschaft bald vielseitige und freundschaftliche Verbindungen in alle Richtungen. Zielstrebig arbeitete sich die Gesellschaft nach oben und war bald in Nah und Fern bekannt.
Die Schießanlage wurde vergrößert und weitere Gewehre und Geräte angeschafft.
Was ist eine Schützengesellschaft ohne Fahne? Aus dieser Frage entstand der Gedanke zur Anschaffung einer Vereinsfahne nach erst 386 Tagen seit der Gründung.
Trotz finanzielle Belastungen, aber nicht zuletzt durch großzügige Spenden aller Freunde und Gönner, konnte die Fahne bei einer Fahnenstickerei in Auftrag gegeben werden.
Die Fahnenweihe im altentraditionellen Stil wurde am 1. August. 1954 begangen. Unter dem Protektoratvon Alt Oberbürgermeister Wimmer – vertreten durch Stadtrat Lallinger – wurde das Fest eröffnet.
265 Schützen, 36 Fahnen und 2 Musikkapellen gaben dem Festzug einen eindrucksvollen Rahmen. Dort wo heute die Schule an der Freudstraße steht, wurde auf einer großen Wiese im Rahmen einer Feldmesse die Fahne geweiht. Die Zuschauer waren in Scharen gekommen um das festliche Ereignis mitzuerleben.
Die zahlreiche Teilnahme anderer Schützenvereine und Gesellschaften an der Fahnenweihe verpflichtete zu Gegenbesuchen. Mit den gesellschaftlichen Veranstaltungen, Ausflügen und den allgemeinen Schießabenden war das Vereinsleben in den nächsten Jahren voll ausgefüllt. Doch wie es so manchen Vereinen wiederfährt, die Hartler wurden vereinsmüde. Vermutlich auch andere umweltbedingte Einflüsse, wie das Fernsehen, ein dicker Geldbeutel und schlecht besuchte eigene Vereinsveranstaltungen, führten schließlich talwärts. Hinzu kamen einige unglückliche Wechsel im Schützenmeisteramt, die der Gesellschaft nur zum Schaden gereichten. Aller Stolz und Erfolg früherer Jahre schien dahin, als mit der Wahl eines jungen 1. Schützenmeister, in der Person unseres Hermann Kisslinger, die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Gesellschaft Nahrung fand. Mit der Unterstützung des alten 1. und jetzt 2. Schützenmeister Hans Kiesmüller sen. führte Hermann Kisslinger die Gesellschaft aus der Talsohle heraus.
Mit starker Hand unter Mitwirkung des Vorstandes und hilfsbereiter Schützen brachten seine Aktivitäten ein Ergebnis, in dem die Schützengesellschaft Alt-Harthof nunmehr eine Mitgliederzahl von 61 Schützen aufweist. Vor allem fand ein Zustrom von Damen statt, die sich sehr aktiv am Schießgeschehen beteiligten und mit den besten Ergebnissen aufwarten können. Zum ersten Mal ist es gelungen, die Männerphalanx zu durchbrechen und sowohl die Königs – als auch die Vizekönigswürde 1976/77 in die Reihen der Damen zu holen.
Die Schützengesellschaft Alt-Harthof ist auf dem besten Wege, das wieder zu erreichen, was sie einmal war:,,Ein Hort, in dem Kameradschaft und Geselligkeit, gepaart mit alter Schützentradition, gepflegt wird.“
Bis 1983 hatte die Schützengesellschaft Alt-Harthof ihr Zuhause in der Schleißheimer Alm, doch leider wurde sie dann zum Teil abgerissen und so zogen wir um in das Bürgerhaus nach Oberschleißheim.
Dort wollten wir als Hartler aber nicht bleiben und beschlossen somit uns unser eigenes Schützenhaus zu bauen. Am 26.Novemer.1988 begannen wir voller Tatendrang mit dem Bau von unserem Schützenhaus. Der erste Erfolg ließ nicht lange auf sich warten und so stellten wir am 6. Januar 1989, kurz vor dem ersten Schnee unseren Keller fertig.
Im Herbst 1989 stand nun der Rohbau und wir feierten Hebauf (Richtfest).
Dann im Oktober 1990 war es soweit: Wir eröffneten unseren eigenen Schießstand mit 12 Ständen! Aber noch waren wir nicht fertig mit dem Bau von unserem Schützenhaus, doch durch die Unterstützung von Freunden und Gönnern und großen Spenden haben wir es dann doch geschafft und feierten am 30.04.1993 die Einweihung von unserem Schützenhaus.
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